Luchs-Projekt Pfälzerwald
Vosges du Nord e.V.
Tagsüber ruht der Luchs in der Regel in seinem Tageslager. Am Abend begibt er sich zu seinem Riss, um zu fressen. Ist dieser vollständig genutzt oder wurde er dort gestört, so muss der Luchs neue Beute jagen. Da seine Beutetiere meist dämmerungsaktiv sind, ist auch er zu dieser Tageszeit unterwegs. In der Nacht streift er durch sein Gebiet. Wanderungen von über 40 km in einer Nacht sind möglich.
Während der Ranzzeit (Paarungszeit) sind Luchse öfter auch am Tage auf den Beinen.
Der Luchs
ist ein hervorragender Anschleich- und Überraschungsjäger und wurde von der Natur dafür perfekt ausgestattet: Sein Gehör und seine Sehfähigkeit sind sehr gut entwickelt. So kann der Luchs verdächtige Geräusche über weite Entfernungen hören und auch noch bei Dunkelheit seine Beute erspähen. Sein Tarnkleid macht ihn fast unsichtbar und er kann sich sehr leise fortbewegen. Hat er sich nahe genug angeschlichen, nutzt er sein enormes Sprungvermögen, um die Beute mit ein paar wenigen Sätzen zu ergreifen. Gelingt es ihm nicht, so war dieser Jagdversuch vergebens. Denn die kräftigen, langen Hinterbeine befähigen den Luchs zu weiten Sprüngen und kurzen Sprints, jedoch nicht zu längeren Hetzjagden. Längst nicht jeder Versuch endet erfolgreich. Hat er die Beute aber erwischt, tötet er diese mit einem gezielten Biss in die Kehle (bei kleineren Beutetieren auch in den Nacken).
Die Jagd ist sehr energieaufwendig. So nutzt der Luchs von seinem Riss alle für ihn verwertbaren Teile und kehrt dafür an mehreren Tagen zur Beute zurück.
Das Beutespektrum des Luchses umfasst alle in seinem Revier vorkommenden kleinen und mittelgroßen Säuger und Vögel. Kleine und mittelgroße Huftiere stellen die bevorzugte Nahrungsgruppe dar, so ist das Reh in den meisten Gebieten Mitteleuropas mit deutlich über 50% im Nahrungsspektrum vertreten.
Im Mai-Juni kommen die Jungen zur Welt. Sie werden in den ersten Wochen ausschließlich mit der Milch der Mutter ernährt. Ihr erstes Fleisch fressen die jungen Luchse, wenn sie der Luchsin zur Beute folgen können. Der Kuder beteiligt sich nicht an der Aufzucht. Durchschnittlich überlebt nur die Hälfte der Jungluchse den ersten Winter. Nach der Trennung von der Luchsin sind sie auf sich allein gestellt. Die jungen Luchse verbleiben in der Regel noch ein paar Wochen oder auch Monate in dem Bereich ihrer Mutter, bevor sie in unbekanntes Gebiet abwandern müssen.
Zur Abwanderung gezwungen begeben sich die Jungluchse auf die Suche nach einem eigenen Revier. Um ein geeignetes Wohngebiet zu finden, müssen sie viele Kilometer durch unbekanntes Terrain streifen. Die mangelnde Ortskenntnis erschwert die Jagd, so dass nicht wenige Jungluchse verhungern. Aber auch durch den Straßenverkehr droht eine ernsthafte Gefahr.
Der Luchs ist ein Einzelgänger. Ausnahmen bilden nur die Luchsin mit ihren Jungen und die Ranzzeit, in der sich Kuder und Luchsin öfter begegnen.
Ein Luchs-Revier ist sehr groß. Die Reviergröße hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. Nahrungsangebot, Zustand der Luchspopulation und Art des Habitats, wobei das Revier eines Männchens größer ist als das eines Weibchens. Telemetrische Untersuchungen haben im Jura und Bayerischen Wald Wohngebiete von 90 bis über 400 km² ergeben.
Das Revier eines Männchens umfasst 1-2, selten mehr Reviere von Weibchen. Die Luchse tolerieren jedoch keine erwachsenen Artgenossen gleichen Geschlechts in ihrem Gebiet.
Als Überraschungsjäger ist der Luchs darauf angewiesen, auf unvorsichtige Beutetiere zu treffen. Ein Reh, das einem Angriff entkommen konnte, wird in der nächsten Zeit besonders auf der Hut sein. Aus diesem Grund muss der Luchs in einen anderen Teil seines Reviers wechseln, in dem die Beutetiere wieder unvorsichtiger geworden sind. Nur wenn er eine große Fläche für sich allein bejagen kann, hat er eine Überlebenschance.
Die Luchsdichte ist unter anderem vom Beuteangebot und dem Sozialverhalten der Luchse abhängig. Eine Population besteht aus den Tieren, die ein Revier besitzen, den Jungen, die von ihrer Mutter aufgezogen werden, und den Luchsen, die sich auf der Suche nach einem eigenen Revier befinden. In mitteleuropäischen Forschungsprojekten wurde aus der Anzahl der Luchse und den Reviergrößen eine Dichte von ungefähr 1-2 Luchsen pro 100 km² ermittelt.
Die Genetik der Luchspopulationen ist noch wenig erforscht. Man nimmt derzeit an, dass eine langfristig überlebensfähige Luchspopulation aus mehreren hundert Tieren bestehen muss. Diese Größenordnung macht deutlich, dass der Pfälzerwald nur eine Teilpopulation beherbergen kann.
Wenn Luchs und Mensch zufällig aufeinander treffen, bemerkt der Luchs den Menschen meist viel früher. Oft bleibt der Luchs jedoch ruhig an Ort und Stelle, vertraut auf seine Tarnung und kennt überhaupt als Beutegreifer nur wenig Angst. Wenn aber eine gewisse Distanz unterschritten wird, zieht sich der Luchs unauffällig zurück.
Generell meidet der Luchs Siedlungen. Ist aber ein Wald in nächste Umgebung, hält sich der Luchs schon mal auch in näherer Umgebung zum Dorf auf.
Quelle: http://www.luchs-projekt.org/luchs/lebensweise/